In einem Kooperationsprojekt streben die gemeinnützige Organisation „Fundación Paraguaya“ und „Ágora Paraguaya“, die finanzielle Inklusion und Wiedereingliederung von Menschen mit Sehbehinderung in den paraguayischen Arbeitsmarkt an. Die Strategie der Organisationen fokussiert sich dabei darauf, die Bevölkerung durch individuelle Beratung, der Vergabe von Mikrokrediten und unternehmerischer Bildung dazu zu befähigen sich selbst aus der Armut zu befreien. Für das Jahr 2017 wurde das Projekt gestützt durch die finanziellen Mittel des Lemonaid & ChariTea e.V.


“Die Armen wurden nicht eingeladen um […] an der Diskussion über Armut teilzuhaben.” – Martin Burt (Gründer und Geschäftsführer der Fundación Paraguaya)

In den letzten Jahren hat Paraguay große wirtschaftliche Fortschritte verzeichnen können. Ein Anstieg der Exporte von Sojabohnen, Rind- und Hydroelektrizität haben die Volkswirtschaft des Landes angekurbelt. Im Schnitt ist die Armut im Land zwar gesunken, jedoch bleibt knapp ein Viertel der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Gleichzeitig ist die Kluft zwischen Reich und Arm gewachsen. Der kleine Binnenstaat ist eines der Länder mit der höchsten Ungleichheit in Lateinamerika. Nur 6 Prozent der Bevölkerung haben einen Universitätsabschluss. Der Besitz von Land ist in den Händen einiger Weniger. 80 Prozent des fruchtbaren Bodens sind im Besitz von circa 2 Prozent der Bevölkerung.

Die Fundación Paraguaya hat sich diesem Problem angenommen und der Armutsbekämpfung und der Verringerung sozialer Ungleichheiten verschrieben. Gegründet wurde Fundación Paraguaya 1985, als Reaktion auf das Unvermögen der Militärdiktatur auf die weit verbreitete, vielschichtige Armut im Land zu reagieren. Um dem Misstrauen der damaligen Regierung zu begegnen, war die Organisation angehalten so transparent und inklusiv wie möglich zu handeln. Heute, beinahe 30 Jahre nach dem Fall des Diktators Alfredo Stroessner in 1989, ist es ihnen möglich viel freier in ihrer Arbeit zu wirken.

Die Vision der Organisation ist es durch Entwicklung von praktischen und innovativen Lösungen die Armut im Land zu verringern. Mit der Entwicklung der „Poverty Stop Light Methodik“ (Armutsbremslicht) hat die Organisation Pionierarbeit geleistet. Ausgehend von einer Analyse, die betroffene Familien selbst erstellen, wird eine personalisierte Strategie erarbeitetet, um der Familie zu helfen sich langfristig aus der Armut zu befreien. Inzwischen wird die Methode von 50 Organisationen in 23 Ländern angewendet.

Das Steckenpferd der Fundación Paraguaya sind Kleinstkredite. Gekoppelt mit hochwertiger Beratung und unternehmerischer Bildung können durch diese realistische Chancen entstehen der Armut zu entkommen. Die Organisation stellt inzwischen Mikrokredite für 60.000 Klient*innen und assistiert diesen mit der Finanzplanung. Davon sind 87 Prozent Frauen.

„Uns war schon lange bewusst, dass Mikrofinanzierung sehr wichtig ist, aber an sich allein, ist es nicht ausreichend um Armut zu überwinden.“ – Martin Burt

Finanzielle Inklusion von Menschen mit Sehbehinderung

Um möglichst viele Menschen zu erreichen wird dem Aufbau von Kooperation hohe Priorität gegeben. Zusammen mit der Organisation „Ágora Paraguaya“ wurde die Integration von Menschen mit Sehschwächen fokussiert. Betroffene werden häufig bei der Vergabe von finanziellen Mitteln diskriminiert. Nur 1 Prozent der Kreditnehmer*innen sind zurzeit Menschen mit einer Behinderung. Problematisch ist zudem, dass selbst wenn Institutionen offen sind Kredite zu gewähren, die Betreuung nicht ausreichend nach den Bedürfnissen dieser Menschen ausgerichtet ist. In einem vorhergehenden Projekt hat die Organisation bereits drei Jahre Erfahrungen im Umgang mit Menschen mit Behinderungen gesammelt. Ágora ist spezialisiert darauf Menschen, die ihr Augenlicht verloren haben oder unter starker visueller Einschränkung leiden wieder in den Arbeitsmarkt einzugliedern.

Für das gemeinsame Projekt sollen über die Datenbank von Ágora 200 Teilnehmende gefunden werden. In jedem der 24 Büros der Fundación Paraguaya werden Mitarbeiter*innen vor Ort durch eine Fortbildung für das Projekt geschult. Bisher haben 26 Mitarbeiter*innen an dem Sensibilisierungstraining teilgenommen. Die Handbücher und Materialien für das Mikrokreditprogramm werden durch das Projekt in Audio und Blindenschrift verfügbar gemacht. Zusätzlich wird eine App entwickelt, die die Umsetzung des Poverty Spot Lights vereinfacht.

Die Unterstützung des Lemonaid & ChariTea e.V.s trägt die Kosten für die Übersetzung von Informations- und Unterrichtsmaterialien in Audioformate, sowie für die Fortbildung der Mitarbeiter*innen von Fundación Paraguaya. Gemeinsam wollen die beiden Organisationen Wege für Menschen mit Sehbehinderungen bereiten in ihr eigenes Kleinstunternehmen zu investieren oder dieses auf den Weg zu bringen.

Teilnehmende eines Workshops.